Gemeinsam stark

Gelbe Gürtel, orangefarbene Gürtel und vereinzelte Gürtel in Blau, Braun und Schwarz: In der Turnhalle des Heilpädagogischen Zentrums in Senden (HPZ) wimmelt es von Kindern und Jugendlichen in Judoanzügen.
Eine längere Trainingseinheit mit Übernachtung im Heilpädagogischen Zentrum steht an, gemeinsames Grillen und Spielen inklusive.
Etwa die Hälfte der rund 35 jungen Judoka auf der Matte besucht die Lindenhofschule. Es sind Kinder mit Einschränkungen und Behinderungen. Den Spaß am Judosport teilen sie an diesem Wochenende mit gleichaltrigen Kindern der Judoabteilung Illerkirchberg.
Hier ging es vor allem um das gemeinsame Miteinander: Miteinander Sport machen, miteinander essen – alles.
Seit fünf Jahren leitet Dieter Bischoff die Judogruppe „Ganz schön stark“ im HPZ.
Die damalige Leiterin der Heilpädagogischen Tagesstätte, Sabine Lettner, hatte Kontakt zu unserem erfahrenen Judotrainer Dieter Bischoff aufgenommen und ihn zu einem Workshop eingeladen.
Was damals eigentlich als einmalige Sache vorgesehen war, wurde von den Kindern und Jugendlichen des HPZ außerordentlich positiv aufgenommen, so dass sich daraus ein regelmäßiger Kurs entwickelte. Einige der Kinder sind bereit von Anfang an dabei, aber jedes Jahr kommen wieder Anfänger in dem Kurs dazu.

In der Turnhalle ist es mittlerweile still geworden. Die Judoka stehen in einer langen Reihe nebeneinander, die Begrüßungszeremonie ist im vollen Gange.
Neben Dieter Bischoff und anderen Trainern der Judoabteilung Illerkirchberg steht auch noch ein besonderer Gast auf der Matte: Adi Bernard aus Inzell, Vorsitzender des deutschen Kun-Tai-Ko-Verbands, begleitet das inklusive Projekt. Dass junge Leute mit Handicap Teil der Kampfsportgruppen sind, sei ihm wichtig, sagt er. „Das wird immer mehr, und das ist auch gut so.“ Die Kinder würden durch den Sport Koordination und Selbstvertrauen entwickeln.
Dieter Bischoff schafft eine Atmosphäre, in der schüchterne Kinder nicht schüchtern bleiben.“

„Matte!“, ruft Dieter Bischoff laut durch die Halle. Ohne Diskussion stellen sich die Judoka auf, sortieren sich selbst nach Gürtelfarbe und Körpergröße zu Zweierteams. Im anschließenden Training werden leichte Würfe und Falltechnik trainiert. Einzelne spielerische Übungen mit Namen wie „Hundehütte“ und „Buckel runterrutschen“ lockern das Training auf.
Dazwischen erklingen immer wieder Motivationsrufe. „Was seid ihr? – Stark! – Wie stark? – Ganz schön stark.“ Wer nach Oberkirchberg gehört und wer zum HPZ verwischt, alle lachen und üben gemeinsam.

Selbst eine Judo-Gürtelprüfung haben die Jugendliche mit Behinderung bereits gemacht, zwar in „abgespeckter Version“ aber der Gürtel war deshalb trotzdem kein Geschenk, sie mussten alle dafür schon etwas leisten.
Nicht der sportliche Erfolg stehe im Training am HPZ im Vordergrund, sondern das Motto „Der Weg ist das Ziel“, und nach diesem Motto trainieren sie.

Christa Adamaszek (in Anlehnung an den Artikel der SWP vom 24.05.2017)